













Nachdem der Traunsee-Halbmarathon nun vorbei ist, stünde eigentlich eine Pause an. Mein Marathon-Trainingsplan beginnt erst wieder Ende Juli, und ich fragte mich, wie ich diese Zeit nun gestalten könnte. Weniger laufen? Gar nicht laufen? Mit Krafttraining anfangen? Ich hätte Lust, noch etwas Spannendes zu machen.
Ein paar Tage nach dem Halbmarathon wachte ich auf und dachte mir: „Ich will einen Ultramarathon laufen. Zumindest 50 Kilometer. Wie wäre das?“ Also schrieb ich einem Freund und fragte ihn um Rat – und fing an, einen Plan zu erstellen. Gedacht war, den Ultra eher gemütlich mit einer Pace von 6:30–7:00 Minuten pro Kilometer zu laufen.
Da es derzeit sehr heiß ist und ich auf dem Gebiet noch unerfahren bin, beschloss ich, den Lauf an einem Samstag zu machen. Es ist eine persönliche Challenge – ohne Labestationen, ohne Support. Ein Samstag schien perfekt, da die Geschäfte offen haben und ich unterwegs etwas kaufen könnte, falls nötig.
Für die Route plante ich zuerst meine gewohnte Strecke von der Linzer Eisenbahnbrücke nach Steyregg und wieder zurück. Danach kurz nach Hause: etwas essen, trinken, eventuell Kleidung oder Schuhe wechseln – und dann weiter Richtung Ottensheim, wo es ebenfalls Supermärkte und Tankstellen gibt. Das sollte funktionieren.
Eine Woche nach dem Halbmarathon lief ich noch grob nach einem Marathon-Trainingsplan, allerdings ohne Druck: ein paar lockere Läufe im Grundlagentempo, ein Intervalllauf und ein Long Run über 22 Kilometer. In der Woche vor dem Ultra machte ich einen kurzen Tempolauf, einen Regenerationslauf und am Tag davor einen kurzen Aktivierungslauf.
Für den Ultra bereitete ich 4–5 Gels vor (nicht mehr, da ich wegen möglicher Magenprobleme vorsichtig sein wollte), Pflaster, Blasenpflaster, Schmerzmittel für den Notfall sowie isotonische Getränke ohne Kohlensäure.
Am Vorabend aß ich wie vor einem regulären Marathon-Wettkampf: kein Fleisch, kaum Obst, dafür regelmäßig kleine Portionen Kohlenhydrate (Weißbrot, etwas Pasta) und viel Flüssigkeit. Natürlich war ich extrem nervös, schrieb mit Freunden, um meine Ängste zu beruhigen, oder hörte stundenlang laut Musik. 😅
Ängste? Ja, definitiv. Ich bin noch nie so weit gelaufen. 🤯
50 Kilometer sind für mich unvorstellbar. Ein 42-Kilometer-Marathon war schon immer ein Kampf – und jetzt nochmal acht Kilometer mehr. Dazu die Hitze, keine regelmäßige Verpflegung, keine Zuschauer, keine Anfeuerung. Das wird hart – selbst ohne konkrete Pace-Ziele.
Am Morgen des 5. Juli stand ich um 4:30 Uhr auf und lief um 5:10 Uhr los. Ich wollte den Lauf wie einen Long Run gestalten. Die 10–15 Kilometer von der Linzer Eisenbahnbrücke bis Steyregg kannte ich gut, lief sie fast jedes Wochenende und fühlte mich sicher. Alle 5–8 Kilometer machte ich kurze Pausen und lief locker dahin.
Gestartet bin ich mit einer Pace von etwa 6:15–6:30, doch nach 1–2 Kilometern wurde ich munterer und lief in meinem gewohnten Basistempo von 5:50–6:15 – und konnte das auch 30 Kilometer lang durchhalten.
Die Stimmung beim Sonnenaufgang war einfach traumhaft. Der Morgen war frisch, fast niemand war unterwegs. Ich sah Rehe, Enten (und Baby-Enten! <3), Hasen – und überall lag noch leichter Morgennebel. Die Temperaturen waren angenehm: zwischen 14 und 18 Grad.
Auf dem Rückweg – gegen Ende des 30. Kilometers – traf ich beim Parkrun ein paar bekannte Gesichter. Nach einem kurzen Plausch ging es nach Hause: Kleidung und Schuhe wechseln, kalte Getränke, ein bisschen Erholung – etwa zehn Minuten Pause. Und dann weiter Richtung Puchenau – Ottensheim. Noch 20 Kilometer!
Jetzt wurde es merklich anstrengender. Die Hitze nahm zu, jeder Kilometer wurde mühsamer. Der Weg zwischen Puchenau und Ottensheim ist wie eine offene Landstraße – kaum Schatten, kaum Pflanzen. Die Sonne brannte. Es ging ein leichter Wind, aber nicht genug zur Abkühlung.
Ich musste jetzt alle 2–3 Kilometer pausieren, senkte das Tempo bewusst auf 6:15–7:00 und gönnte mir häufiger Gehpausen. Bei über 26 Grad war das Laufen brutal.
Bei Kilometer 35 fand ich plötzlich einen Eurospar. Ich gehe nicht gerne Lebensmittel einkaufen – aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie GLÜCKLICH ich war! Ich fühlte mich wie ein Kind an Weihnachten. Dort kaufte ich mir sofort einen kalten Iso-Drink und ein Wassermelonen-Eis, aß es in Rekordzeit und trank das Getränk in wenigen Minuten. Die Leute dort starrten mich ungläubig an. 😄
Neben dem Spar gab es ein kleines Café, aber das war voll, und ich fühlte mich ohnehin schon ziemlich durch – also lief ich weiter.
Der Asphaltweg wurde bald zu einem Wanderweg. Um dorthin zu gelangen, musste ich über eine sehr schmale Brücke – fast abenteuerlich. Der Weg war schön, aber wild bewachsen, viele Brennnesseln, kaum Platz zum Laufen. Ich lief ein paar Kilometer hinein, kühlte zwischendurch meine Füße in der Donau – aber der Weg war zu unwegsam, ich stolperte über Steine und hatte keine Lust mehr auf dieses Gelände. Also umdrehen.
Noch ein kurzer Stopp bei einer Tankstelle für einen weiteren Drink. Ab hier musste ich alle 1–2 Kilometer pausieren – die Hitze war unerträglich, ich war müde, und ich war bereits über sechs Stunden unterwegs. Ich hatte plötzlich viel Zeit, um mit mir selbst zu sprechen. Es kamen Fragen und Zweifel:
Warum tu ich mir das an?
Will ich mir etwas beweisen?
Will ich der Welt etwas beweisen?
Warum fordere ich mich so?
Bin ich eine gute Läuferin? Bin ich schlecht?
Es war mental zermürbend. Meine Beine wurden mit jeder Bewegung steifer, und ich wollte einfach aufgeben. Doch ich war schon so weit gekommen. Jetzt aufgeben? Nein – das würde mein Stolz nicht verkraften.
Ich entschied, zurück zur Eisenbahnbrücke zu laufen – dort war es schattiger, und es gab eine Wasserstelle mit kühlem Trinkwasser. Ich hielt noch einmal bei Kilometer 46 – lief 2 Kilometer hin, 2 zurück. Die letzten 4–5 Kilometer waren die härtesten. 800 Meter noch – Pause. 400 Meter noch – Pause. Und schließlich: 50 Kilometer geschafft.
Kein Jubel. Kein Applaus. Keine Zuschauer. Die Leute im Park spielten Volleyball, machten Yoga, spazierten – als wäre nichts passiert. 😭🥲 Aber innerlich hätte ich schreien können:
Ich habe einen Ultra-Marathon geschafft! ICH BIN EINE ULTRA-MARATHON-FINISHERIN!
Zwar nur die kürzeste Ultra-Distanz – aber das ist völlig egal! Ich will mir ein T-Shirt drucken lassen. 🤣
Nach dem Triumph (der etwa drei Minuten dauerte), ging ich langsam nach Hause. Kalte Dusche. Eis gegessen. Essen bestellt – zur Feier des Tages.
Ich habe mir auch sogar eine eigene Urkunde selbst gestaltet! Im Stil einer „Sommer-Cocktail-Party“ – bunt, verspielt, frisch. Ganz absichtlich nichts mit Laufen. Einfach mal anders. 💕
Der 50K Ultramarathon Challenge hat mich definitiv an meinen Grenzen gebracht. Auch wenn ich vorgenommen habe das alles gemütlich anzugehen, war dieser Lauf alles andere als leicht – mental wie körperlich.
8 Stunden unterwegs, 5 Stunden gelaufen, 50 Kilometer ohne Support, bei großer Hitze, allein – das war die größte sportliche Herausforderung meines Lebens bisher. Und ich habe sie gemeistert. Ok, wobei .. der Bergmarathon bei Sternstein Winter Challenge 2024 war auch nicht ohne. 😅
Es hat mir jedoch das Gefühl gegeben, dass ich stärker bin, als ich dachte und dass ich eventuell noch mehr erreichen könnte. Außerdem ist es okay, Pausen zu machen und langsamer anzugehen – besonders bei dieser Hitze (das muss ich mir immer bewusst machen). Ich habe auch gelernt, dass ein Eis im Eurospar das Beste sein kann, was dir je passiert. Und dass niemand applaudieren muss – solange ich mir selbst auf die Schulter klopfen kann.
Ultra-Marathon-Finisherin! Diesen Titel kann mir niemand wegnehmen. 🏅 Ich bin gespannt, was noch kommt. 😊